Gedanken zum Sonntag

Hochfest der Apostelfürsten Petrus und Paulus

Beide Apostel starben als Märtyrer für den Glauben in Rom während der Verfolgung durch Kaiser Nero in den frühen 60er Jahren, nur dreissig Jahre nach dem Tod Jesu. Petrus wurde kopfüber im Hof links vom heutigen Petersdom gekreuzigt und auf dem nächstgelegenen Friedhof begraben, der sich oben auf dem Vatikanhügel befand.
Der Petersdom wurde später auf dem Grab des Hl. Petrus errichtet, wobei sich der Hauptaltar direkt auf seinem Grab befindet.
Paulus wurde zwischen Rom und dem Meer enthauptet, an einem Ort, der heute Tre Fontane genannt wird und wurde auch auf dem nächstgelegenen Friedhof begraben.
Die Basilika St. Paul vor den Mauern wurde später auf seinem Grab errichtet, wobei sich der Hauptaltar ebenfalls direkt auf seinem Grab befindet.

Es fügt sich sicherlich nicht von ungefähr, dass wir heute am Hochfest dieser beiden großen Heiligen unserer Kirche noch einmal das Evangelium mit dem großen Bekenntnis des Petrus zu Christus hören, wie schon am vergangenen Sonntag. Heute aus dem Evangelium nach Matthäus.

Simon (Petrus) bekennt:
Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!
(Mt 16,15).
Simon hatte nie Angst, seine Meinung zu sagen, selbst als seine Gefährten verstummten.

Jesus erkennt die göttliche Eingebung hinter Simons Worten an und antwortet: „Du bist Petrus (und gibt ihm einen neuen Namen, unter dem man ihn fortan kennen soll), und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen“ (Mt 16,18).

Welch ein großartiges Versprechen, welch eine Zusage, die wir auch heute noch hören sollten, und uns dadurch im Glauben stärken lassen dürfen.

Trotz seiner offensichtlichen Führungsqualitäten war Petrus alles andere als perfekt.
Er versuchte zu verhindern, dass Jesus die Rolle des leidenden Messias annahm und das Kreuz erduldete. Schliesslich verliess er Jesus und verleugnete ihn sogar dreimal.

Nach der Verleugnung des Petrus hätten wir es doch wohl alle nachvollziehen können, wenn Jesus, die Führungsrolle von Petrus auf Johannes, den treuen und geliebten Jünger, übertragen hätte. Doch er tut es nicht.

Aber statt Verurteilung oder Massregelung gibt Jesus dem Petrus ihm die Gelegenheit, seine Liebe zu ihm zu bekennen.
„Liebst du mich?“, fragt er Petrus nicht nur einmal, sondern dreimal – eine Frage für jede Verleugnung.
Dreimal gibt Petrus dieselbe Antwort: „Ja, Herr, du weisst, dass ich dich liebe“ (Joh 21,16).
Zweifellos wusste Jesus, dass Petrus ihn liebte.
Er kannte und verstand Petrus viel besser, als Petrus sich selbst verstand.
Er kannte seine Stärken und Schwächen.
Um Petri willen bat Jesus ihn dreimal, seine Liebe zu bekunden.
Mit jeder Frage und Antwort reisst Jesus den Petrus aus seinen vergangenen Fehlern und gibt ihm die Freiheit, seine neue Rolle als Leiter der erneuerten Jüngergemeinschaft anzunehmen. „Weide meine Lämmer, weide meine Schafe!“ (Joh 21,16-17).

Die Szene von der Bestätigung des Petrus als erstem der Jünger zeigt uns, dass Jesus durch Vergebung und Versöhnung wirkt.
Es erinnert uns damit auch daran, dass die Kirche keine Gemeinschaft vollkommener Jünger ist, sondern eine Gemeinschaft von Sündern, die der Vergebung bedürfen und die der ihnen vom Herrn anvertrauten Aufgabe oftmals unwürdig sind.

Wenn wir uns Petrus anschliessen und unsere Liebe zu Jesus bekennen, dürfen wir nie vergessen, dass wir den Schatz des Evangeliums in „zerbrechlichen Gefässen“ tragen und dass Jesus uns seine Liebe nie entzieht, egal wie oft wir versagen.
Er bietet uns immer wieder die Versöhnung an, wenn wir unsere Liebe zu ihm bekennen.

Und dann ist da am heutigen Hochfest auch noch der
Hl. Paulus, der wohl grösste Missionar aller Zeiten.
Die Lebensgeschichte des Paulus schildert ihn als unermüdlichen Reisenden, der den neuen Glauben bis in die entlegensten Winkel der bekannten Welt trug.
Der grösste Teil der Apostelgeschichte ist den Missionsreisen des Paulus gewidmet.

Lukas stellt ihn als den Begründer eines neuen Zeitalters der Mission dar:
eines Zeitalters, das das Evangelium über den eher begrenzten Kreis der Apostel hinausträgt und seiner universellen Relevanz konkreten Ausdruck verleiht.

Es war Paulus, der in vielen der grossen Zentren der römischen Zivilisation seiner Zeit den Samen des christlichen Glaubens säte.
Doch das war nur eine Seite des Paulus.
Er war auch ein Mann, der mit Leid vertraut war.

Aus eigener Erfahrung erkannte Paulus, dass die Nachfolge Christi nicht die Beseitigung von Schwäche und Leid bedeutete, sondern vielmehr die Offenbarung göttlicher Kraft inmitten der Schwäche.

Leiden war für Paulus nicht etwas, das man passiv ertragen konnte.
Es war ein wesentlicher Bestandteil dessen, was es bedeutete, Missionar zu sein und in der Nachfolge Jesu zu leben, der am Kreuz litt und starb.
Daher trägt Paulus „die Leidenszeichen Jesu“ (Gal 6,17) an seinem Leib. Er teilt Christi Leiden (2 Kor 1,5) und ist glücklich, in seinem irdischen Leben das zu ergänzen, „was an den Bedrängnissen Christi noch fehlt an seinem Leib, der die Kirche ist.“ (Kol 1,24).

In der Apostelgeschichte zieht Lukas einen Vergleich zwischen der aktiven Verkündigung des Evangeliums durch Paulus (Kapitel 13–20) und seiner dreijährigen Gefangenschaft (Kapitel 21–28).
Diese letzte Phase war für die Mission des Paulus und das Wachstum der Kirche sehr wichtig.
Durch die Leiden seiner Gefangenschaft erfüllte Paulus seine missionarische Berufung, sodass er mit den Worten der heutigen zweiten Lesung sagen kann:

„Ich werde schon geopfert und die Zeit meines Aufbruchs ist nahe. Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue bewahrt. Schon jetzt liegt für mich der Kranz der Gerechtigkeit bereit, den mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, aber nicht nur mir, sondern allen, die sein Erscheinen ersehnen.“ (2 Tim 4,6-8)

Durch sein Leiden gelangte Paulus, wie Jesus, in das Geheimnis der reinen göttlichen Kraft, die „in der Schwachheit ihre Vollendung fand“ (2 Kor 12,9).

Wenn wir auf Petrus und Paulus schauen, erkennen wir, dass Gott sie dazu berufen hat, ihre Persönlichkeiten für die Botschaft des Evangeliums einzusetzen –

Uns wird in Erinnerung gerufen, dass unsere Talente und auch unsere Schwächen zu Gottes Werkzeug werden können, anderen zu helfen, wenn wir es zulassen.
Wir müssen nicht perfekt sein, damit Gott durch uns wirkt; Gott kann durch uns wirken, mit all unseren Fehlern, wie er es bei Petrus und Paulus tat.

Es geht um das Zusammenspiel von Gottes Gnade und unserer Mitarbeit.
Wir erleben vielleicht keine grossen spektakulären Wunder, aber der Herr steht uns stets bei und hilft uns.
Gott ruft und hilft uns, wenn wir Ja sagen zu seinem Wirken in und durch uns.

Indem wir Ja zum Herrn sagen, stärken unsere Gebete unseren Glauben und bestärken unsere Entschlossenheit, ihm zu folgen.

Und wie wir heute in der Apostelgeschichte gehört haben, betete die Kirche während Petrus im Gefängnis war unaufhörlich und inbrünstig für seine Rettung.
Und Petrus wurde tatsächlich vom Herrn beschützt und befreit.
Im persönlichen wie auch im gemeinschaftlichen Gebet liegt eine ungeheure Kraft und Stärke.
Unsere heutige Liturgie, die Heilige Eucharistie, ist das grösste Gebet, das die Kirche für jeden von uns spricht – um uns auf unserem Glaubensweg zu stärken.
Lassen wir uns immer wieder stärken und stärken wir einander.

„Herr, du weisst alles, Du weisst auch, dass wir dich lieben.“

12. Sonntag im Jahreskreis C

In jener Zeit betete Jesus für sich allein und die Jünger waren bei ihm. Da fragte er sie:
Für wen halten mich die Leute? Sie antworteten: Einige für Johannes den Täufer,
andere für Elíja; wieder andere sagen: Einer der alten Propheten ist auferstanden.
Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?
Petrus antwortete: Für den Christus Gottes.
Doch er befahl ihnen und wies sie an, es niemandem zu sagen.
Und er sagte:
Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten,
den Hohepriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden;
er muss getötet und am dritten Tage auferweckt werden.
Zu allen sagte er:
Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst,
nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.
Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren;
wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.
(Lk 9, 18–24)

Der Beginn dieses Evangeliums lässt den aufmerksamen Zuhörer doch erst einmal stutzig werden:
„In jener Zeit betete Jesus für sich allein und die Jünger waren bei ihm.“
Was denn nun? – Fragt man sich doch unwillkürlich –
Er betete für sich allein – oder die Jünger waren bei ihm.
Wie passt das zusammen?
Von welcher Art von Allein-Sein oder Einsamkeit ist die Rede, wenn die Jünger bei ihm waren, während er betete?
Jedes Mal, wenn Jesus vor einer schwierigen Entscheidung steht, verwirrt oder verloren ist, betet er.
Es bedeutet, dass er tief in sein Herz blickte und es seinem Vater öffnete. Und es wurde ein Dialog zwischen ihm und seinem Vater.
Die Jünger waren zwar außen vor, aber sie waren dabei.

Und das Zweite, was Lukas uns über das Gebet sagt, ist, dass es ein Dialog zwischen uns und Gott ist, aber er findet nicht außerhalb einer Gemeinschaft statt, denn dieser Dialog wird großen Einfluss auf unser Leben und das Leben der Menschen haben, die uns lieben und uns nahestehen.

Beten geschieht also nie in völliger Einsamkeit.
Ein Gebet erreicht Gott, der alles erschaffen hat, und es erreicht alles, was er berührt, wie Wellen in einem Teich, bis ans Ende der Welt.

Und im weiteren Verlauf des Evangeliums sind die Jünger etwas verblüfft, denn von ihm hätten sie wohl die Frage „Für wen halten mich die Leute?“ nicht erwartet.
Sie hatten ihn bisher anders erlebt und wahrgenommen.
Er hat eine wahre und sichere Identität.
Er weiß, dass er der Sohn des himmlischen Vaters ist, und er weiß, was er tun und wohin er gehen muss. Und er macht sich nicht abhängig vom Bild das „die Leute“ sich von ihm gemacht haben.
Warum also stellt er dann diese Frage?

Vielleicht tut er es im Blick auf seine Jünger.
Weil die Jünger nur darüber reden und nachdenken, wer im Reich Gottes wichtig sein wird, wenn er es endlich errichtet. Und sie sind sehr besorgt darüber, was andere denken und erwarten.
Das ist absolut menschlich.

Aber sie antworten ihm aufrichtig.
Und sie waren ja auch sehr zufrieden mit den Eindrücken und Meinungen, die die Menschen damals von Jesus hatten. Es waren doch durchaus wertschätzende Meinungen.
Wenn die Leute damals sagten: „Er ist der zweite Johannes der Täufer“, oder: „Er ist Elias, der große Prophet, der vor dem Messias kommen und ihm den Weg ebnen wird“, oder: „Einer der großen Propheten der Vergangenheit“, und die Jünger fühlten sich in dieser Gesellschaft sehr wohl.

Aber all das schiebt Jesus mit einer einzigen Frage beiseite:
„Ihr aber, für wen haltet ihr mich?
„Was sagt ihr, wer ich bin?“

Er scheint zum Ausdruck bringen zu wollen, dass ihn die allgemeine Ansicht über seine Person nicht wirklich interessiert, mag sie noch so großartig sein.

Es wird persönlich: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“
„Wollt ihr einen Johannes den Täufer, der vom Sieg des Messias spricht? Wollt ihr einen Elias, der in einem goldenen Wagen am großen Tag kommt?
Die Antwort des Petrus ist klar und deutlich:
„Du bist der Messias Gottes.“

Petrus sieht, was andere nicht sehen.
Er erkennt nicht nur einen Propheten, nicht nur einen Wundertäter, sondern den Gesalbten – den Messias, den Gesandten Gottes.
Das ist mehr als die Antwort auf eine theologische Frage.
Es ist eine Offenbarung, eine Gnade, ein Wendepunkt auf dem Glaubensweg des Petrus.

Was Petrus in diesem Moment erlebt, darf hoffentlich jeder Christ früher oder später erfahren.
Der Weg der Jüngerschaft führt immer an denselben Punkt: einen Moment, in dem Jesus sich uns zuwendet – nicht unserem Nächsten, nicht der Menge, nicht der Kirche im Allgemeinen –, sondern uns ganz persönlich und fragt:
„Was sagst du, wer ich bin?“
Und die Antwort, die wir geben – nicht nur mit unseren Lippen, sondern mit unserem Herzen und unserem Leben –, bestimmt alles.

Die Antwort des Petrus ist nicht nur eine Aussage über Jesus – sie ist auch ein weiterer Schritt im Glauben.

Zu wissen, wer Jesus ist, verändert unser Leben, unser Leiden, unsere Hoffnung und unsere Freude.
Es genügt nicht, zu wiederholen, was andere gesagt haben. Jesus sucht keine Zitate, er sucht eine Beziehung.
Und so führt er uns über die sicheren Antworten hinaus in die tiefe, persönliche Begegnung, die zum Glauben führt.

Es hat einen wahren Sinn zu wissen, wer Jesus ist.
Ihm nachzufolgen, bedeutet wahre Freude – nicht, weil der Weg leicht ist, sondern weil er wahr ist.
Wenn Jesus sagt: „Wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten“, gibt er uns kein Rätsel auf. Er gibt uns einen Wegweiser.
Der Weg zum Leben führt durch Hingabe, durch Liebe, die alles gibt, durch Glauben, der selbst im Dunkeln festhält.

Der Weg des Petrus endete nicht mit seinem Bekenntnis.
Er begann dort.
Es sollten noch viele weitere Momente folgen –
Momente des Zweifels, des Versagens, der Erneuerung.
Dreimal verleugnete er Jesus.
Er rannte zum leeren Grab.
Er sah den auferstandenen Herrn und wurde erneut gefragt: „Liebst du mich?“
Und jedes Mal führte ihn die Antwort tiefer in das Geheimnis Christi.

So ist es auch mit uns. Unser Glaubensbekenntnis ist kein einmaliges Ereignis. Es ist eine tägliche Entscheidung.
Mit Petrus zu sagen, nicht nur mit Worten, sondern mit unserem ganzen Leben: „Du bist der Christus.“
Durch diese Wahrheit unsere Entscheidungen, unsere Beziehungen, unsere Kämpfe, unsere Hoffnungen prägen zu lassen.

Es beginnt mit der Frage: „Du aber, für wen hältst Du mich?“
Nicht als Prüfung, sondern als Einladung.
Nicht als Forderung, sondern als Geschenk.
Jesus möchte erkannt werden.
Er möchte mit uns gehen, zu uns sprechen, uns verändern.

Mögen wir diese Frage nicht mit Angst, sondern mit Sehnsucht hören.
Und möge unsere Antwort nicht nur mit unseren Lippen, sondern mit unserem Herzen und unserem Leben sein:
„Du bist der Christus Gottes.“
Und deshalb werden wir dir folgen – selbst bis ans Kreuz. Selbst ins Unbekannte. Selbst in die Freude.