Ab in die Wüste

In jener Zeit wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel versucht werden.
Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn.
Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird. Er aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.
Darauf nahm ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt, stellte ihn oben auf den Tempel
6und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er um deinetwillen, und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. Jesus antwortete ihm:
In der Schrift heißt es auch: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.
(Mt 4,1-7)

Es ist äußerst interessant, wie Jesus in den Anfechtungen, die ihn in der Wüste überkamen bei jedem einzelnen Punkt reagiert hat.
Er hat die Halbwahrheit, die ihm der Versucher vorgaukelte mit den Worten: „denn es heißt in der Schrift“ jeweils gekontert mit der Aussage: „In der Schrift heißt es auch“
Er hat sich also festgemacht, in seiner Beziehung zum Vater, er war zuhause in dem Wort des Vaters, dass er in der hl. Schrift vorfand und konnte so den Sinn der hl. Schrift für sein Leben und seine göttliche Sendung in ihrer ganzen Tiefe für sich erschließen.
Das kann auch uns Mut machen und darin bestärken in dieser Fastenzeit uns Momente der inneren Wüste zu schaffen, Gottes Wort mit hineinzunehmen und uns neu darin festzumachen.
Nicht umsonst hat Jesus gesagt:
„Nicht nur vom Brot lebt der Mensch, sondern von jedem Wort aus Gottes Mund.“
Schließen wir uns Jesus Christus und seinem Sieg über das Böse an.
Das ist der ganze Zweck und der tiefe Sinn der Fastenzeit. Deshalb gehen wir in die Wüste.

Zum Kern vordringen

Wir verkünden Weisheit unter den Vollkommenen,
aber nicht Weisheit dieser Welt oder der Machthaber dieser Welt,
die einst entmachtet werden.
Vielmehr verkünden wir das Geheimnis der verborgenen Weisheit Gottes,
die Gott vor allen Zeiten vorausbestimmt hat zu unserer Verherrlichung.
Keiner der Machthaber dieser Welt hat sie erkannt;
denn hätten sie die Weisheit Gottes erkannt, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt.
Nein, wir verkünden, wie es in der Schrift steht, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat,
was in keines Menschen Herz gedrungen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.
Uns aber hat es Gott enthüllt durch den Geist.
Der Geist ergründet nämlich alles, auch die Tiefen Gottes. (1 Kor 2,6-10)

Vollkommene sind Menschen, die zur vollen Reife ihrer Persönlichkeit gelangt sind.
Christliche Reife ist die Fähigkeit, über innere spirituelle Empfindungen hinaus zu dem vorzudringen, was von bleibendem Wert ist.
Die Fähigkeit, über geistige Erfahrung nachzudenken und zu dem vorzudringen, was über das momentane Gefühl hinaus am wichtigsten ist.
Es gilt vom flüchtigen Gefühl zum bleibenden Wichtigen, zum Kern vorzudringen und zwischen beiden zu unterscheiden.

Der Vollkommene (bleiben wir ruhig bei diesem herausfordernden Wort aus dem Korintherbrief), der Vollkommene tut dies, indem er zuhört. Zuhören ist die Grundhaltung des Christen.
Und aus Zuhören folgt Befolgen.
Aus Horchen folgt Ge-horchen.
Deshalb sagt Jesus: „Ja, selig sind vielmehr, die das Wort Gottes hören und es befolgen.“; (Lk 11,28)
oder: „Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und tun“ (Lk 8,21)
Zuhören ist wichtig, weil wir alle mit der christlichen Vollkommenheit zu kämpfen haben.