Wir wollen gehen im Licht des Herrn

Die liturgischen Texte finden Sie >hier<

Am ersten Adventssonntag ruft uns die Kirche zur Freude auf, denn das Reich des Friedens ist nahe. Deshalb müssen wir aufwachen und bereit sein, Christus in unserem Leben aufzunehmen.
In der ersten Lesung sagt der Prophet Jesaja: „Der Berg des Hauses des Herrn steht fest gegründet als höchster der Berge; er überragt alle Hügel.“
Der Prophet erhebt uns mit seiner Vision des nahenden Friedensreiches, das der Messias einleiten wird. Nur das Reich Christi in jedem Herzen und in jedem Volk kann dauerhaften Frieden bringen. Um dieses Friedensreich erfolgreich einzuleiten, rufen uns die zweite Lesung und das Evangelium zur Bereitschaft und zum Erwachen auf. Paulus verkündet die Nähe unseres Erlösers, des Friedensfürsten: „Denn jetzt ist das Heil uns näher
als zu der Zeit, da wir gläubig wurden.“ Er erinnert uns auch daran: „der Tag ist nahe“, die Zeit ist gekommen.

Die Zeit, die er hier meint, ist nicht irdisch (Chronos), sondern Gottes Zeit (Kairos). Gottes Zeit ist dazu bestimmt, sein Volk zu retten und allen unruhigen Herzen und Nationen Frieden zu bringen. Deshalb rät Paulus: „Zieht den Herrn Jesus Christus an.“ Christus selbst also ist unser Schutz, eine Rüstung an der alles Schädliche abprallt.

Letztendlich ist das Evangelium ein Weckruf für alle Christen. Der Evangelist ermahnt uns: „Seid also wachsam!“ Das ist von entscheidender Bedeutung, denn wir leben in einer Zeit des großen Erwachens, der Vorbereitung und der Erwartung der Geburt des Messias.
Es ist eine Zeit, die in einem Ausbruch großer Freude gipfeln wird.
Es ist eine Zeit des Gebets, in der sich alle Christen im Gebet an Gott wenden sollten.
Nutzen wir diese Zeit, die uns der Herr geschenkt hat.
Wir wollen gehen im Licht des Herrn.

Jesus, remember me

liturgische Texte siehe: >hier<

1925 wurde das Fest „Christkönig“ durch Papst Pius XI. eingeführt. Das ist in diesem Jahr genau 100 Jahre her und für uns ein Anlass, noch einmal intensiver über Christus, den König und Herrn, nachzudenken und auch über die Wiederkunft Christi.

Das Wort „König“ ruft vielfältige Bilder in uns wach, und welches Bild von einem König uns auch immer in den Sinn kommt, kann es unsere Gedanken über das Fest Christkönig beeinflussen.
Könige gibt es nur noch wenige in unserer Zeit. Sie haben meist eine repräsentative Funktion.
Und doch blicken viele mit Faszination auf diese Welt des Glamours und der anscheinenden Macht. Die Gazetten sind nach wie vor voll mit Berichten aus den diversen Königshäusern.

Schon bei diesem kurzen Blick auf die Vorstellungen von „König“ stellt sich die Frage:
Worum geht es beim Christkönigsfest?
Geht es um Glanz und Glamour, um „pomp and circumstances?“
Ist es heute noch angebracht, Christus als König zu bezeichnen?
Und warum wird das Fest am Ende des Kirchenjahres gefeiert? –

Das Christkönigsfest fügt sich sehr gut in das Kirchenjahr ein – einen Zyklus, der mit dem Advent beginnt,
dann zu Weihnachten, der Geburt des Messias in Bethlehem, führt, anschließend zu Jesu Tod und Auferstehung an Ostern und schließlich, nach den Sonntagen im Jahreskreis, zum Abschluss des Kirchenjahres, wo Jesus Christus in Herrlichkeit am Ende der Zeiten im heutigen Christkönigsfest wiederkommt.
Es ist sozusagen eine Synthese des gesamten Heilsgeheimnisses.
Nachdem wir das ganze Jahr lang über die Geheimnisse im Leben Jesu nachgedacht haben, gelangen wir schließlich zu der unumstößlichen Erkenntnis, dass Jesus der Herr, der König aller Könige, ist.

In der ersten Lesung (aus dem 2. Buch Samuel) sehen wir, wie alle Stämme Israels zu David nach Hebron kommen, um ihn zu ihrem König zu machen. Von Gott berufen, das auserwählte Volk zu führen, war David zuvor Hirte, Musiker, Kriegsheld und ein angesehener Anführer seines Volkes gewesen.
Nun sollte er als König regieren und die Israeliten vor ihren Feinden schützen.

Nach Sauls Tod kommen alle Stämme zu David nach Hebron, um ihn zu ihrem König zu machen.
Die Stämme Israels bringen ihre Überzeugung zum Ausdruck, dass Davids Ernennung zum König von Gott kommt.
Es gibt einen klaren Hinweis auf seine gottgegebene Autorität, denn Gott selbst hatte zu ihm gesagt:
„Du sollst der Hirt meines Volkes Israel sein, du sollst Israels Fürst werden.“
König David schließt daraufhin vor Gott einen Bund mit ihnen und erbittet so Gottes Segen für seine Herrschaft.
Die Stämme, die einst Saul treu ergeben waren, akzeptieren diese göttliche Berufung Davids und bestätigen, dass er der Hirte Israels ist.
„Hirte“ war ein traditioneller Titel für einen König und in Israel zugleich ein Titel für Gott.
So war David zu diesem Zeitpunkt seines Lebens ihr Hirte im Auftrag Gottes.

Jesus Christus war ein Nachkomme Davids.
Sowohl König David als auch Jesus Christus waren Hirten. Der Gott, der David zum Hirten seines Volkes Israel erwählte, ist derselbe Gott, der Christus, den König, als den Hirten erwählte, der sein Leben für die Schafe gab.

Und das wird dann im Evangelium des Christkönigsfestes weiter ausgeführt.
Da wird uns die Kreuzigungsszene vor Augen gestellt:
Sie führt uns nach Golgatha zu drei Kreuzen, an denen drei „Verbrecher“ hängen – dem Tode überlassen.
Dieser Tod war den Niedrigsten der Niedrigen vorbehalten – und doch wird er hier als Beweis für die Königsherrschaft Christi festgehalten.

Zweimal wird Jesus in der Passage als „König der Juden“ bezeichnet. Zweimal wird er „Messias“ genannt.
All diese Bezeichnungen beziehen sich auf Jesus, während er am Kreuz hängt, und sie alle sind als Verhöhnung seiner Person gedacht.
Hier wird uns ein Mann gezeigt, der in Schande und Demütigung hingerichtet wird, blutend und geschlagen an einem Kreuz, einer der grausamsten und erniedrigendsten Strafen, die je ersonnen wurden.

Über seinem Haupt steht der höhnische Spruch: „Dies ist der König der Juden.“
In den Augen der Menschen sieht er nicht wie ein König aus.

Die Menschen sehen ihm beim Sterben am Kreuz zu, während Anführer, Soldaten und das Volk ihn für einen Betrüger und Versager halten.
Sie stellen ihn auf die Probe:
Wenn er wirklich der König und Messias ist, warum rettet er sich dann nicht selbst und steigt vom Kreuz herab?

Er tut es deshalb nicht, damit wir begreifen, was er von denen erwartet, die er in sein Reich berufen hat.
Im Reich Gottes geht es um Dienen, Opfer und Liebe.

Selbst im Sterben am Kreuz reicht Jesus den Sündern die Hand mit dem Geschenk der Erlösung.
Dies geschieht, als einer der beiden Verbrecher, der neben Jesus am Kreuz hängt, die Wahrheit über Jesus erkennt.
Er weist seinen Mitverbrecher zurecht, wendet sich an den, der ihm die letzte Hoffnung geschenkt hat, und fleht: „Jesus, gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst.“

Und der gekreuzigte König, der selbst im letzten Augenblick seines Lebens als Retter wirkt, antwortet mitfühlend: „Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“

Der andere Verbrecher hingegen zeigt keinerlei Glauben und verspottet weiter.
Was dieser Verbrecher und andere – die Herrscher und die Soldaten – nicht begreifen, ist die göttliche Notwendigkeit von Jesu Tod.
Sie erkennen nicht, dass er durch seinen Tod am Kreuz die Erlösung für all diejenigen bewirkt, die sich nicht selbst erlösen können.

Jesus ist trotz Spott und Beleidigungen wahrhaftig König und Retter.
Er definiert die wahre Bedeutung des Königtums und des Reiches Gottes neu.
Es geht nicht um einen Wettstreit der Könige, sondern um einen Ausdruck von Führung, der im Dienen gipfelt.
Er lehnt Macht und Stärke, Herrschaft und Gewalt als moralische und praktische Grundlage des Lebens ab.
Jesus ist wahrhaftig König, aber nicht so, wie seine Zeitgenossen es sich vorstellten.

Er ist unser König durch den Weg des Kreuzes, und für uns Gläubige, die wir diese tragische Kreuzigungsszene betrachten, sind die Beschimpfungen gegen Jesus ironisch:
Der Gekreuzigte ist all das, was ihm abgesprochen wurde.
Wir sollten nicht immun werden gegen den Skandal des Kreuzes, der vielleicht das größte Zeichen dafür ist, dass unser christlicher Glaube nicht bloß menschliches Denken ist.

Das Bild Jesu am Kreuz umschreibt treffend und beredt das wahre Wesen seiner Königsherrschaft.
Sie unterscheidet sich grundlegend von der der Könige dieser Welt.
Christi Königsherrschaft ist ewig, allumfassend und vollkommen.
Es ist Königsherrschaft, aber nicht die der Gewalt oder Furcht, sondern die der Kraft der Liebe.

Deshalb können wir uns heute und immer wieder dem gekreuzigten Herrn zuwenden!
Er ist unser wahrer König!
Wenden wir uns nicht von ihm ab!

In unserem Leben ist im Kreuz die Erlösung.
Es ist der Thron unseres Königs, auf dem er sein Leben für uns gab; seine Krone ist aus Dornen;
sein Gewand ist das Blut, das aus den vielen Wunden an seinem ganzen Körper fließt;
sein Zepter sind die Nägel, die seine Hände und Füße durchbohrten.

Es ist sehr bezeichnend und schön, dass die Kirche am Ende des Kirchenjahres das Gebet des reuigen Verbrechers wiederholt: „Jesus, denk am mich, wenn du in dein Reich kommst“, und vertrauensvoll auf die barmherzige Heilsgewissheit des gekreuzigten Königs hört:
„Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“

Das Kirchenjahr endet in Erwartung der Wiederkunft Christi, wenn das Böse besiegt sein wird und Jesus seine Herrschaft als König der Könige antritt.
Christi Reich beginnt in der Gemeinschaft der Menschen, die durch Gottes Gegenwart in ihrem Leben ein neues und anderes Leben führen.

Die Feier von Christkönig gibt uns die Möglichkeit, die frohe Botschaft zu verkünden, dass seine Wiederkunft Freude statt Furcht, Hoffnung statt Verzweiflung bringt.
Wir werden gereinigt und erneuert unserem Gott näher kommen.

Das Fest Christkönig ist für uns Herausforderung und Chance zugleich, uns unserer Berufung in das Reich Gottes bewusst zu werden.
Es lebe der König! Sein Reich komme!
Das ist die frohe Botschaft des Christkönigsfestes.

„Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst“
„Jesus, remember me, when you come into your kingdom.“

Veni creator spiritus

Wir haben so viele Schlösser in unserem Leben – an unseren Türen, unseren Autos, unseren Fenstern, Passwörter und PIN´s für unsere Handys und PC´s…
Warum eigentlich? Ganz klar: Aus Angst.
Wir machen uns Sorgen und schließen die Dinge gut weg bzw. sichern sie ab.

Aber wir schließen nicht nur Besitztümer weg und sichern sie.
Manchmal verschließen wir auch unsere Herzen und Gedanken, besonders wenn wir uns ängstlich, besorgt, deprimiert oder leer fühlen oder wenn wir unter Schuldgefühlen oder Groll leiden.
Dann können unser Verstand und unser Herz erstarren, und wir fühlen uns gefangen und unfähig, weiterzugehen.

So erging es Jesu Jüngern nach seiner Kreuzigung.
Sie fürchteten, dasselbe Schicksal wie er zu erleiden, und schlossen sich deshalb im Abendmahlssaal im „Obergemach“ ein.
Dann, an Ostern, tritt Jesus durch diese verschlossene Tür, überrascht sie und begrüßt sie mit den Worten:
„Friede sei mit euch.“
Kurz darauf haucht Jesus sie an und sagt: „Empfangt den Heiligen Geist!“ (Joh 20,22).
Warum haucht er sie an?
Das kann uns doch heutzutage seltsam anmuten.
Aber dieses Anhauchen hat einen tiefen Sinn, denn Jesus ist Gott und Gottes Atem ist das Leben selbst.

In der Bibel ist oft von Hauch und Atem die Rede.
Das fängt schon in der Schöpfungsgeschichte an.
Da heißt es, in der Einheitsübersetzung, dass Gottes Geist über den Wassern schwebte und das ist nur eine sehr entfernte Übersetzung des Wortes „ruach“ im hebräischen Original. „Ruach“ ist Atem, ist „Hauch“.
Gottes Atem erfüllte alles. Er hauchte sozusagen, als alles dunkel war, über die Wasser des Chaos, und das führte zu Licht und Leben (Gen 1,1-5).
Später, im Garten Eden, bleibt auch die Einheitsübersetzung näher am Sinn des Originales und übersetzt:
„Da formte Gott, der HERR, den Menschen, Staub vom Erdboden, und blies in seine Nase den Lebensatem.
So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen“.
(Gen 2,7).
Und im Buch Ezechiel (Ez 37) belebt Gottes Atem das, was einst im Tal der verdorrten Knochen tot war.

Mit anderen Worten:
Gottes Atem ist stets lebensspendend, schöpferisch und erneuernd.
Es ist natürlich sein Heiliger Geist, der nicht nur biologisches Leben, sondern auch geistliche Erneuerung bringt.

Deshalb haucht Jesus seine Jünger im Abendmahlssaal an. Er schenkt ihnen den Frieden seines Heiligen Geistes.

Fünfzig Tage später, an Pfingsten, sind die Jünger am selben Ort, wissen aber immer noch nicht, was sie mit sich anfangen sollen. (Apg 2, 1–11)
Dann kommt plötzlich ein Geräusch wie ein mächtiger Wind vom Himmel.
Und es ist wieder einmal der Atem Gottes.
Es ist Gottes lebensspendender Geist, der sie mit Sinn und Ziel, Leidenschaft und Überzeugung erfüllt und sie verwandelt. Dann gehen sie hinaus in die Welt, um allen die frohe Botschaft von Jesus zu verkünden.

Am Pfingstfest, feiern wir Gottes sanften, aber kraftvollen Geist, der nie aufhört zu wehen.
Und wir erinnern uns daran, dass das Feuer der Liebe Gottes weiterhin hell in den Herzen der Gläubigen brennt.

Aber wie steht es bei uns selbst?
Sind wir vom Heiligen Geist erfüllt und spüren seinen Atem in unserem Leben?
Oder sind wir in unserem eigenen Obergemach gefangen, mit unseren Gedanken und jagen diese ziellos umher?

Da lohnt es, auf Menschen zu schauen, die geschafft haben, aus diesem inneren abgeschlossenen Obergemach heraus zu kommen.

Eine, die es schaffte, war die heilige Edith Stein.
Sie wurde 1891 in Breslau (heute Polen) in eine gläubige jüdische Familie hineingeboren. Als Teenager wandte sie sich dem Atheismus zu; wurde als Erwachsene eine brillante Philosophin und eine der ersten Frauen in Deutschland, die promovierte.
Edith Steins „Obergemach“ war jedoch kein physischer Raum. Sie fühlte sich gefangen in einem intellektuellen Gefängnis, gefangen in einem stillen Raum zwischen Unglauben und Gnade, in dem sie sich spirituell ruhelos fühlte.
Ihre philosophische Arbeit warf tiefe menschliche Fragen nach Wahrheit, Liebe und der Seele auf, aber sie fand keine guten Antworten. Und als einige ihrer Freunde begannen, Christen zu werden, regte sich etwas tief in ihr.
Eines Tages nahm sie die Autobiografie der spanischen Mystikerin Teresia von Avila in die Hand. Sie las sie in einer Nacht durch und sagte, als sie fertig war: „Das ist die Wahrheit.“
Das war ihr Pfingstmoment, als sich ihre verschlossene Tür öffnete.
Sie wurde katholisch, trat in den Orden der Karmelitinnen in Köln ein und nahm den Namen Teresia Benedicta vom Kreuz an. Von den Nationalsozialsten wurde sie schließlich im KZ Auschwitz umgebracht.
Doch selbst in dieser Dunkelheit blieb sie gelassen und sagte: „Kommt, lasst uns für unser Volk gehen.“
Ihre letzte Tat war die Annahme des Kreuzes Christi. Bereitwillig nahm sie den Tod in Solidarität mit ihren jüdischen Brüdern und Schwestern an.
Wir spüren wie hier Gottes Geist wirkt, zu dem sich Edith Stein mühsam vorgekämpft hat.

Der Blick auf Edith Stein, auf ihr Leben und Sterben kann uns heute ein Hinweis sein, dass es sich lohnt, auch in tiefster Dunkelheit auf den Geist Gottes zu vertrauen, seinen Hauch des Lebens, der auch über jedem scheinbaren Chaos im Leben schwebt, zu vertrauen.

Edith Stein hat uns ein reiches philosophisches Erbe in ihren Schriften hinterlassen. Unter anderem auch eine Bitte an den heiligen Geist, dass er sich zeige.
Darin zeigt sich sowohl die Suche Edith´s nach dem Geist Gottes, als auch die Tatsache, dass sie diesen Geist bereits gefunden hat.

Bitten auch wir mit den Worten Edith Steins um die Befreiung aus unserem „Obergemach“; empfangen und entdecken wir den lebensspendenden Atem Gottes.

Bitte an den Heiligen Geist, dass er sich zeige

Du milder Geist, der alles Gute schafft,
du meiner Seele Frieden, Licht und Kraft,
der ew’gen Liebe Allgewalt,
o zeig’ dich mir in sichtbarer Gestalt.

Da sich der Menschensohn am Jordan zeigte,
sein göttlich Haupt in tiefster Demut neigte,
da kamst du, aller Reinheit Überfülle,
in einer sanften Taube lichter Hülle.

Die Jünger hörten dich im Sturmesbrausen,
das Haus erbebt von dem gewalt’gen Sausen.
Auf ihrem Haupt zuckt’s auf wie Feuerzungen,
da deine Liebesglut ihr Herz bezwungen.

Doch schufst du dir ein treues Ebenbild:
der Schöpfung reinste Blüte, göttlich-mild.
In einem Menschenantlitz himmlisch-klar
wird deines Lichtes Fülle offenbar.

Aus ihrem Auge strahlt der Liebe Glut
und weht doch Kühlung wie von klarer Flut.
Ihr Lächeln ist der sel’gen Freude Schein,
fließt balsamgleich in wunde Herzen ein.

An mütterlicher Hand führt sie gelind
und dennoch stark in deiner Kraft ihr Kind.
Wo ihre Füße wandeln, grünt und blüht die Flur,
und Himmelsglanz umleuchtet die Natur.

Der Gnadenfülle lichte Herrlichkeit
hat sie zum Thron erwählt von Ewigkeit
und strömt durch sie herab ins Erdenland
und jede Gabe kommt aus ihrer Hand.

Als Braut ist sie unlöslich dir verbunden –
o milder Geist, ich habe dich gefunden:
Du offenbarst mir deiner Gottheit Licht
hell-leuchtend in Marias Angesicht.

(Braut des Heiligen Geistes, in Geistliche Texte II, S. 207 f.)