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Was sind Ihre Träume?
Wir haben doch alle so unsere Träume und versuchen sie zu verwirklichen.
Zweifellos hatte auch Josef, der Zimmermann, seine Träume.
Vielleicht davon, viele Söhne zu haben, die alle erfolgreiche Zimmerleute werden würden, oder die Paläste des Herodes auszustatten.
Doch all diese Träume wurden durch seinen heiligen Traum zunichtegemacht, in dem ihm ein Engel aufträgt, Maria, seine schwangere Verlobte, zu heiraten und ihr Kind wie sein eigenes aufzuziehen.
Dieser Traum liess all seine kleinen, privaten Träume in den Hintergrund treten.
Es ist nichts Schlechtes daran, seine Träume verwirklichen zu wollen.
Doch diese Träume sind alle eher klein und unbedeutend im Vergleich zu Josefs Traum, der davon handelt, in das unendliche Geheimnis von Gottes Liebe zu allen Menschen eingebunden zu sein.
Josefs Traum ist Gottes Traum für uns alle.
Er handelt von dem Kind, das alle Menschen erlösen wird, von Immanuel, Gott mit uns allen.
Die Frage ist also doch:
Wollen wir in unseren kleinen, privaten Träumen verharren oder wagen wir es, uns von Gottes heiligem Traum, von einer Liebe jenseits aller Vorstellungskraft, mitreissen zu lassen?
Vielleicht hindert uns einfach unser eigener Wunsch daran.
Gott sagt zu Ahas in der ersten Lesung: „Erbitte dir ein Zeichen vom Herrn, deinem Gott“
Doch der wagt es nicht.
Er gibt vor, Gott nicht belästigen zu wollen: „Ich werde um nichts bitten und den Herrn nicht versuchen.“
Es hört sich an, als würde jemandem das Paradies angeboten, er aber entscheidet sich für eine Woche auf Mallorca.
Unser kleiner, privater Traum handelt davon, was wir erreichen können. Er setzt auf unsere eigene Kraft und unser Vermögen. Der Gedanke ist: „Einfach nur hart arbeiten, dann klappt das schon.“
Josefs Traum ist ein reines Geschenk.
Es zeigt sich in einem Kind, das uns alles schenkt, wirklich alles.
Josefs heiliger Traum übersteigt unser Verständnis.
Es kommt eine Liebe zum Vorschein, die jenseits unserer Vorstellungskraft liegt. Sie scheint mit einer Katastrophe verbunden zu sein.
Josef muss sein gepflegtes und geordnetes Leben aufgeben.
Er muss eine Frau heiraten, die ein Kind erwartet, das nicht sein eigenes ist.
Er wird Schande auf sich nehmen.
Und das Kind wird eine Schande für seine Eltern sein, sich mit zwielichtigen Gestalten herumtreiben und ein schreckliches Ende finden.
Es klingt eher nach Albtraum als nach schönem Traum. Doch tatsächlich ist es die wundervollste Geschichte der Liebe.
Aber es braucht Zeit, dies zu erkennen.
Liebe kann manchmal wie Ablehnung aussehen. Letztendlich gleicht sie einem Kreuz mit einem Toten daran.
Wir sind eingeladen, dem Herrn zu vertrauen, der sich nichts sehnlicher wünscht als unser vollkommenes Glück, auch wenn er dabei manchmal ungewöhnliche Wege geht.
Das ist der Glaubensgehorsam, von dem Paulus in der zweiten Lesung sprach. Es geht nicht vorrangig darum, Anweisungen zu befolgen. Es geht darum, Schritt für Schritt in das Geheimnis hineingeführt zu werden.
Schliesslich macht unser kleiner, privater Traum oft Versprechungen, die schlichtweg falsch sind.
Ein Traum, der uns immer wieder eingetrichtert wird, sagt etwa: „Du kannst alles werden und schaffen, was du willst. Du musst nur an dich glauben.“
Aber so ist es nun mal nicht.
Wenn ich nicht den Körperbau und die Lunge dafür habe, werde ich nie einen Marathon bestreiten, geschweige denn gewinnen.
Solch ein Traum bietet eine trügerische Flucht vor unseren Grenzen.
Aber in Gottes heiligem Traum werden wir angenommen, wie wir sind: begrenzt, schwach, sterblich.
In Jesus hat Gott uns in all unseren Grenzen angenommen und bietet uns alles an.
Josef, soll das Kind Jesus nennen, „Jahwe ist Hilfe“ bzw. „Gott rettet“.
Das feiern wir in der vor uns liegenden Woche.
Gott hat sich entschieden, uns nicht im Stich zu lassen.
Er ist unsere Hilfe und unsere Rettung!
Vertrauen wir in allem Gottes heiligem Traum, der da heisst „Immanuel – Gott mit uns.