Als Jesus ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt und Platz genommen hatte, sagte er zu ihnen: Begreift ihr, was ich an euch getan habe? Ihr sagt zu mir Meister und Herr und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe. (Joh 13,12-15)
Begreift ihr, was ich an euch getan habe?
Das, liebe Schwestern und Brüder ist eine Frage, die uns in Atem hält. Es scheint eine Reflexion zu erfordern, eine Rückschau auf die erhaltenen Geschenke, bei der darauf geachtet werden muss, dass nichts ausgelassen wird.
Die Antwort, die wir geben, verrät, wo wir wirklich stehen, was wir bemerkt haben, worauf wir geachtet haben, wo unser Hauptaugenmerk liegt. Unsere Antwort offenbart die Welt, in der wir leben.
Vielleicht waren wir zu beschäftigt, um zu erkennen, was Gott, was Christus für uns getan habt. Wir neigen dazu, uns in die Welt des Gebens und Nehmens zu verstricken, während wir ganz unbemerkt unsere Kräfte verschwenden.
Wir müssen in einer Welt, die uns immer fünf Schritte voraus zu sein scheint, ständig hinterherhecheln, darauf achten, dass wir hinterherkommen. Die Welt des Habens, Nutzens und Entsorgens. Wir verlieren die Fähigkeit, etwas in Ruhe wahrzunehmen. Dort präsent zu sein, wo wir sind, und auf die oft sehr zarten und unauffälligen Zeichen um uns herum zu reagieren, auf die Möglichkeit, dass Gott in unserer Nachbarschaft wohnen könnte.
Die Frage Jesu ist eine sehr persönliche. Er auf der einen Seite – Ich auf der anderen.
Er fragt nicht nach einer Theologie der Versöhnung, nicht nach Abstraktionen, nach Allgemeinplätzen oder Ausreden. Er zieht die Vorhänge der Verheimlichung und Selbstbezogenheit beiseite.
Er liebte die Seinen die in der Welt waren und er liebte sie bis zum Ende.
Und er stellt uns ganz direkt die Frage: „Ist dir klar, was ich für dich getan habe?“Vielleicht ist die Herausforderung, die in dieser Frage steckt, schon in sich ein Geschenk, das uns die Augen für das öffnet, was wir sonst verpassen würden.
Haben wir Momente erlebt, in denen die Gegenwart und Berührung durch Christus wahrgenommen haben und vielleicht sogar gespürt haben, dass sie befreiend war?
Ein inneres Gefühl, aus seinem Geist zu leben?
Ein Erkennen der Verbindung unseres Lebens mit dieser Bewegung, von Gott gekommen zu sein und zu Gott zurückzukehren? Ein Erspüren der Erkenntnis, dass wir bereits von Gott umgeben waren, bevor wir uns dessen überhaupt bewusstwurden?
Sobald wir erkennen, wie Christus uns im Leben begegnet, beginnen wir, ihn überall zu sehen.
Wir erkennen oft nicht, was er für uns getan hat und tut, weil er nicht so ist, wie wir ihn erwarten. Er tut nicht das, womit wir rechnen. Er wäscht unsere Füße!
Unsere Füße sind der unscheinbarste Teil unseres Körpers. Nur sehr begrenzt nutzbar (nur zum Gehen und Stehen); manchmal ziemlich hässlich und verbogen. Wir können damit keine einzigartigen künstlerischen Fähigkeiten ausüben. Sie sind der unterste Teil unseres Körpers. Aber unsere Füße sind das, was uns mit der Erde verbindet. Und genau diese Füße wäscht Jesus. Den Teil von uns, der am wenigsten einzigartig oder besonders, am wenigsten hervorstechend ist. Wir erwarten nicht, ihn dort in einem sehr persönlichen und privaten Dienst für uns zu finden.
An dieser Stelle demonstriert Jesus in aller Öffentlichkeit, dass er sich mit uns identifiziert.
„Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir.“ Wo enden wir und wo beginnt Christus?
Erkennen wir, was er für uns getan hat?
Es ist kein großer gedanklicher Schritt, den engen Zusammenhang zwischen der Fußwaschung und der Eucharistie zu erkennen.
Unsere Teilnahme an der Eucharistie bedeutet, dass Christus unser Leben wäscht und reinigt, dass er in jede Pore unseres Lebens eindringt, bis wir zur vollen Erkenntnis unserer Einheit mit ihm und untereinander gelangen. „Du verstehst es jetzt nicht.“
Es entgeht uns also offenbar immer noch.
Wenn wir erkennen, was er tut, werden wir verstehen, dass wir nicht anders handeln können als Christus. Er ist unser Vorbild und Beispiel. Wir kommen nur sehr zögerlich und langsam in die Leichtigkeit und Selbstvergessenheit hinein, die die Demut Christi in denen erweckt, die ihn kennen und erkennen.
Wir werden erst erkennen, was er getan hat, wenn wir feststellen, dass wir so handeln wie er.
„Das ist mein Leib, der für Euch hingegeben wird.“